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5 Gründe, warum IT Projekte scheitern

Je nachdem, welchen Angaben man glauben möchte, scheitern rund 25% der IT Projekte aufgrund fehlerhafter Zeiteinschätzungen.

Und das liegt teilweise an uns selbst und der Nussschale in unserem Kopf.

Unser Gehirn. Handelsüblich von Geburt an mitgeliefert und mal mehr oder weniger in Benutzung. Diese 1,4 kg verbrauchen bis zu 20% der Energie, die unser Körper täglich benötigt.

Und weil es zudem einen so komplexen Aufbau hat, ist es anderen Lebewesen überlegen, aber leider auch leicht auszutricksen.

3 Wahrheiten

Bevor wir darauf genauer eingehen, müssen wir uns einiger Wahrheiten bewusst werden. Diese sind ein Teil des Lebens und manchmal nicht so leicht zu akzeptieren.

Gerade wenn es darum geht, sich bestimmte Dinge einzugestehen, sie zu akzeptieren und daran zu arbeiten, versuchen wir häufig ihnen aus dem Weg zu gehen. Oder sie zu ignorieren.

Quelle: DALL-E
Quelle: DALL-E

1.) Wir alle machen Fehler

Aufgaben werden immer umfassender und die Komplexität nimmt zu, da die Abhängigkeiten zwischen den Prozessen immer größer werden.

Fehler sind ein Teil des Lebens, aus denen man lernen kann und sich weiter entwickelt.

Wollen wir etwas lernen, dann brauchen wir die Herausforderungen, die auch mal schief gehen können. Nur Erfolge führen nicht dazu, dass wir lebenslang lernen.

2.) Generalist oder Spezialist

Spezialisiere ich mich, oder versuche ich, alles zu verstehen. Nicht so einfach zu beantworten. Generalisten haben einen besseren Überblick über die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Themengebieten, wohingegen Spezialisten zu Erkenntnissen gelangen, die erst nach jahrelanger Beschäftigung mit einer Aufgabe erwachsen.

Jeder muss da seinen eigenen Weg finden.

3.) Unsicherheiten gehören dazu

Jeder Tag, jede Stunde, jeder Moment … Unsicherheiten. Sie gehören zu unserem Leben und können nicht kontrolliert werden. Sind es Risiken, können wir diese abschätzen, ist es eine Unsicherheit, müssen wir mit diesen leben und Bewältigungsstrategien lernen, um diese zu meistern. Stichwort Resilienz.

Und genau deshalb klappt halt auch nicht immer alles, was wir uns vornehmen.

  • IT Projekte kosten das Vielfache der initialen Planung
  • Zeiten für die Umsetzung können nicht eingehalten werden
  • Projektpartner springen ab oder können das Versprochene nicht liefern

Die Gründe sind mannigfaltig.

Das passiert mir doch nicht

„Das wird uns schon nicht passieren. Wir machen das besser!“

Leider keine seltene Sichtweise vieler Unternehmen und Projektteams. Wir wollen nicht glauben, dass uns diese Missgeschicke passieren werden.

Wer diesem Glauben auf dem Leim geht, könnte ein Opfer des „Fundamentalen Attributionsfehlers“ geworden sein.

Dieser wurde vom Sozialpsychologen Hans-Peter Erb beschrieben.

„Man ist das Buch und der Leser des Buchs“

Hans-Peter Erb

Durch diesen werden die eigenen Schwächen meist auf unglückliche Umstände zurückgeführt, wobei Erfolge dem eigenen Können zugeschrieben werden.

Geht es hingegen um die Schwächen bei anderen, führt man gerne deren Charakterschwäche auf, haben sie Erfolg, ist es hingegen unfair oder einfach nur Glück.

Wir sind alle nur Menschen.

Was tun? Mit Wissen gegensteuern!

Sind wir uns bewusst, dass wir einer Täuschung unterliegen, können wir diese (eventuell) vermeiden.

(1) Ostrich Effekt

Täglich werden wir mit Herausforderungen konfrontiert, die mitunter schwer zu ertragen sind. Negativen Nachrichten, Katastrophen oder unerwartete Ereignisse. Das kostet viel Kraft.

Es gibt kein Durchatmen.

Um wieder klar denken zu können, blenden wir diese aus. Vertreiben sie aus unseren Gedanken und bauen eine Blockade auf, welche uns vor den negativen Informationen schützen soll.

Aber, alle Entscheidungen, die wir von nun an treffen, beruhen auf unvollständigen Informationen. Weil wir uns schützen wollen, kann es passieren, dass wir uns nur noch mehr schaden.

Feedback kommt nicht bei uns an, Fakten bleiben unbeachtet oder drohende Ereignisse werden nicht in unseren Planungen berücksichtigt.

Das.Macht.Es.Nur.Schlimmer.

Was tun?

Akzeptanz!

Akzeptieren wir die Dinge, wie sie sind. Berücksichtigen wir die Vorkommnisse. Machen wir uns einen Plan, Schritt für Schritt. Wenn die Herausforderungen auftreten, korrigieren wir unseren Plan. Handeln wir. Denn alles, was nicht in Ordnung gebracht wird, wird in Zukunft nur umso größer vor uns stehen und uns die Sicht verdecken.

Tipp: Keiner muss die Herausforderungen des Lebens alleine meistern. Scharren wir Freunde um uns, Experten, Gleichgesinnte. Zusammen kann man voneinander lernen und leichter die Ziele erreichen.

(2) Ranking

Zu viele Möglichkeiten? Gar nicht so einfach, sich dann zu entscheiden! Dann greifen wir gerne zu der erstbesten Lösung, die uns präsentiert wurde. Sie war die Nummer 1.

Diesen Umstand machen sich Marketingspezialisten und Verkäufer gerne zu eigen, indem sie uns Produkte oder Dienstleistungen wie in einem Ranking präsentieren.

Quelle: DALL-E

Das es funktioniert, wurde in einer Studie der Universitäten Harvard und Berkeley bewiesen. Die Alternativen, die zuerst den Versuchspersonen präsentiert wurden, hatten im Folgenden einen privilegierten Status und wurden häufiger genommen. Dies kann zudem noch mit dem Decoy-Effekt kombiniert werden, indem zu Produktvarianten weitere alternativen hinzu gefügt werden, welche die anderen Varianten besser dastehen lassen.

Gerade bei der Auswahl von Lösungen, die durch den Vertrieb speziell positioniert werden, ist daher oft eine zweite Meinung hilfreich.

(3) Autoritätsverzerrung

Sind wir uns unsicher oder brauchen eine starke Meinung, die uns bei der Lösung einer Herausforderung unterstützt, kann es passieren, dass wir der Meinung „vermeintlicher“ Experten zu viel Gewicht beimessen. Wir legen ein irrational hohes Maß an Vertrauen in die Meinung von Autoritäten, ohne wirklich zu wissen, ob diese gerechtfertigt ist.

Im schlimmsten Fall fällen wir voreilig eine Entscheidung und akzeptieren die dargelegte Lösung, ohne sie zu verifizieren.

Gerade in der Werbebranche wird dieser Effekt gerne ausgenutzt, um die Wirkung von Produkten herauszustellen, indem sie von Ärzten oder Wissenschaftlern präsentiert werden. Lucky Strike nutzte beispielsweise das Bild eines Arztes in ihren frühen Werbekampagnen, um ihre Zigaretten bestmöglich an die Kunden zu bringen.

Drum prüfe, was dir angetragen wird. Insbesondere jetzt, da immer mehr generierte Inhalte durch KI Systeme dazu kommen.

(4) Ignoranz

Leider fallen wir gerade dann häufig auf Falschinformationen herein, wenn wir selber davon überzeugt sind, ein Experte in diesem Gebiet zu sein. Die vorgebrachten Informationen werden dann nur unzureichend geprüft und eher oberflächlich begutachtet.

Zudem kann es passieren, dass wir unser eigenes Können zu sehr feiern und dabei unterschätzen, wie weit andere bereits gekommen sind. Daher fallen wir zurück und setzen weniger Anstrengung an den Tag, wenn es darum geht, weiter zu lernen und neue Fortschritte zu machen.

Reflexion des eigenen Handelns und der Gedanken, die wir über uns und andere an den Tag legen, kann dabei helfen, nicht in diese Falle zu tappen und kontinuierlich besser zu werden.

(5) Planning Fallacy

Meist sind wir ziemlich schlecht darin, Dinge zu schätzen. Gerade bei zukünftigen Aufgaben unterschätzen wir oft die Aufwände, auch wenn wir es aus vergangenen ähnlichen Projekten besser wissen sollten.

Wir überbewerten unsere Leistung und unterschätzen die tatsächlichen Aufwände, die es uns kosten wird, die Aufgabe zu erledigen.

“Doch laß dich von Zweifeln nicht hin- und herreißen, sondern bei allem Streben denke an das, was recht ist, und bei allem Denken halte dich ans Begreifliche.”

Marc Aurel (4.Buch 22)

Gerade in der IT ist das immer wieder ein Problem, wenn es darum geht, die Projekte möglichst genau einzuschätzen und Zeiten anzugeben, in denen eine Umsetzung machbar ist.

Um die Schätzungen zu verbessern, ist der Austausch mit anderen Entwicklern von Vorteil. Auch das komplette Verständnis der Aufgabe sollte gegeben sein.

Was können wir tun?

Wie wir bisher gesehen haben, gibt es eine Reihe von Biasen, die dazu führen können, dass wir schlechtere Entscheidungen treffen. Um das möglichst zu vermeiden, sollte die folgenden Punkte klar sein:

  • Einfachheit: Wir müssen die Aufgabe verstehen!
  • Kommunikation: Ist etwas nicht klar, muss darüber gesprochen werden.
  • Kognitionswissenschaft: Das Verstehen von kognitiven Prozessen kann uns dabei helfen, die täglichen Entscheidungsfindungen besser durchzuführen. Beschäftigen wir uns damit.
  • Zeit: Nimm dir Zeit zum Denken!

“Lege alles andere beiseite, halte nur an jenem einen fest, und bedenke überdies, daß wir nur diesen kurzen gegenwärtigen Augenblick leben; die übrige Zeit ist entweder schon durchlebt oder liegt noch im Dunkel.”

Marc Aurel (3.Buch 10)

Gerade der Bereich der Kognitionswissenschaft kann uns helfen, jene Prozesse besser zu verstehen, die zu einer Entscheidung geführt haben. Dabei werden die Prozesse betrachtet, welche bei der Verarbeitung von Informationen stattfinden und das Wahrnehmen, Denken und Entscheiden beeinflussen. Es liefert einen Einblick in unsere Sprache, das Gedächtnis, das Lernen, Emotionen und die Motivation.

Fähigkeiten der Zukunft

Insbesondere durch die Fortschritte in der KI stellt sich immer öfter die Frage, welche Fähigkeiten uns in der Zukunft am meisten helfen werden. Dabei ist das „Wie“ in unserem Denken oftmals wichtiger, als das „Was“. Denn Dinge nur auswendig zu lernen, ist nur selten hilfreich und führt eher in eine Sackgasse, wenn es darum geht, noch nie dagewesene Herausforderungen zu meistern.

Quelle: DALL-E

„Eine flüchtige Gelegenheit wahrzunehmen, setzt nicht nur Anwesenheit, sondern auch Wachsamkeit voraus; schau Dich daher nach einer solchen Gelegenheit um, und wenn du sie erblickst, greif zu und arbeite mit allem Elan, mit allen Kräften darauf hin“

Seneca (3.Buch 22. Brief(3))

Anpassungsfähigkeit und lebenslanges Lernen ist der Schlüssel, sich stets neu zu definieren und Schritt für Schritt mit dem Fortschritt zu gehen.

Einige kognitive Fähigkeiten stechen dabei heraus.

  • Kritisches und analytisches Denken
    => Situationen bewerten und eine Lösung finden, auch wenn diese auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist.
  • Soziale Kompetenz / Empathie
    => Emotionen anderer erkennen und darauf reagieren, um die sozialen Kontakte zu pflegen und aufzubauen.
  • Komplexes Problemlösen
    => Priorisieren, Kommunikation zur Informationsbeschaffung, Lösungswege skizzieren und diese zur Ausführung bringen.
  • Analysieren
    => Dinge hinterfragen, einordnen, bewerten und abwägen. Dabei immer beachten, dass auch neue Wege eingeschlagen werden können.
  • Schnelles und effektives Lernen
    => Lernmethoden ausprobieren, die für sich besten auswählen und anwenden.

Diese Fähigkeiten werden nie gänzlich ersetzt oder durch KI Systeme unwichtig. Indem wir sie stärken und die neuesten Erkenntnisse in unser Wissen einfließen lassen, können wir auch den zukünftigen Herausforderungen bestmöglich entgegentreten.